Titel: Ich bin der Herr deiner Angst
Autor:Stephan M. Rother
Verlag: Rowohlt
Seitenzahl: 575
ISBN: 978-3499258695
Einbindungsart: Taschenbuch
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Zum Inhalt:
Ein Mitarbeiter von Kommissar Jörg Albrecht ist tot. Er ist bei einem Undercovereinsatz ermordet worden und das auf unvorstellbar grausame Weise. Albrecht steht vor einem Rätsel, hängt der Tod seines Mitarbeiters mit dessen Einsatz zusammen oder gibt es doch ganz andere Motive für den Mord. Der Täter flüchtig, niemand scheint ihn gesehen zu haben. Als dann ein weiteres Mitglied seines Teams zu Tode kommt merkt Albrecht, dass deutlich mehr dahintersteckt als ein einfacher Mord. Jemand scheint es auf seine Abteilung abgesehen zu haben und dieser Jemand ist einfach nicht fassbar. Immer scheinen die Kripobeamten einen Schritt zu spät zu kommen, immer ist ihnen der Täter voraus. Als sie plötzlich beginnen Parallelen zu dem Fall des Traumfängers, der 24 Jahre zurückliegt zu ziehen, dreht sich Albrecht der Magen um, denn wenn wirklich der Traumfänger seine Hände mit im Spiel hat, dann ist die Hölle harmlos gegen das, was sie alle noch erwarten wird.
Meine Meinung:
Und schon wieder ein Buch, bei dem es mir gar nicht so leicht fällt eine Meinung zu formulieren, da ich mir bis Jetzt nicht schlüssig bin, ob ich das Buch nun gut finde oder doch nicht so sehr. Zunächst einmal lässt sich auf jeden Fall sagen, dass der Titel "Ich bin der Herr deiner Angst", wie die Faust aufs Auge passt. Nicht selten liefen mir während des Lesens kalte Schauer über den Rücken, hatte ich doch das Gefühl, der Herr MEINER Angst würde direkt neben mir stehen.
Das Buch lässt an Spannung im Prinzip nichts zu wünschen übrig. Bis zum Ende blieb die Geschichte für mich undurchsichtig, undurchschaubar. Ich hatte zwar immer mal wieder meinen Verdacht, was den Täter anging und lag damit am Ende dann auch gar nicht so falsch, aber mit der Motivation des Täters hätte ich so nie gerechnet. Stephan Rother hat es geschafft, dass ich am Ende sehr überrascht über seine Auflösung war. Teilweise wurde es so spannend, dass ich das Buch weglegen musste, weil es schon Nacht war und ich einfach Angst bekommen habe. Das mag jetzt vielleicht albern klingen, aber wenn Thriller so richtig spannend sind, dann seh ich in jeder Ecke unsrer Wohnung Gespenster. Für mich ist das immer ein Zeichen, dass der Autor es echt geschafft hat den Grusel, die Spannung die auch die Ermittler fühlen zu transportieren.
Durch die hohe Spannung lässt sich das Buch in einem Rutsch durchlesen. Ich hab mir fast meine Nägel angeknabbert, weil ich unbedingt wissen wollte was Sache ist und auch hinter jeder Seite des Buches einen neuen Toten erwartet hatte. Jörg Albrechts Team schien ständig in Gefahr und auch das bringt der Autor super rüber.
"Ich bin der Herr deiner Angst" ist definitiv kein Buch für schwache Nerven, denn der Autor ist sehr detailverliebt und spart auch graußige Details nicht aus. Zudem sind die Morde, die verübt werden, nicht gerade harmlos und lassen die Nerven des Lesers unglaublich flattern.
Ein weiteres Mittel, dessen sich der Autor bedient, sind die so genannten Zwischenspiele. Hier wird ein Teil der Geschichte aus der Sicht des Mörders geschildert, was ich sehr gelungen finde. Bis zum Schluss wusste ich nicht aus wessen Sicht hier geschildert wird und gerade das machte es so spannend. Im Nachhinein betrachtet sind diese Szenen absolut schlüssig und nachvollziehbar und man möchte sich förmlich an den Kopf schlagen, weil man gewisse Zusammenhänge nicht erkannt hat.
Leider gibt es auch ein paar negative Aspekte an dieser Geschichte, die mich eben gegen Ende daran zweifeln lassen, ob ich sie wirklich so klasse fand. Zum Einen sind da die sehr brutal dargestellten Morde. Versteht mich nicht falsch, ich habe generell absolut kein Problem mit blutigen Szenen, bin ich doch ein großer Fan von Tess Gerritsen und Simon Beckett. Allerdings hatte ich hier vorallem zum Ende hin leider das Gefühl, dass der Autor wirklich jede erdenkliche seiner brutalen Fantasien in diese Geschichte einbauen möchte. Bei jedem Mord bekam ich mehr das Gefühl, dass der Autor förmlich versucht hat noch etwas brutales, abstoßendes zu finden. Und irgendwie hat mich das gestört. Wenn 2,3 brutale Morde passieren, hab ich echt absolut kein Problem damit, wenn ich aber das Gefühl bekomme, der Autor hat vehement in seiner dunkelsten Kiste gegraben finde ich das einfach ein bisschen schade.
Dazu kommt noch, dass der Hauptkommissar immer wieder anfängt mit einem Freund philosophische Gespräche zu führen, die mir irgendwann zu abgedreht wurden. Ich hab mich immer öfters dabei ertappt, wie ich abgeschaltet und quergelesen habe. Stellenweise waren diese Szenen durchaus interessant, doch manchmal wurde es auch einfach zu viel. Das gilt übrigens genauso für die psychologischen Gespräche mit dem Traumfänger, denen ich irgendwann auch nicht mehr so richtig folgen konnte, was aber durchaus auch an meiner Müdigkeit gelegen haben kann.
Im Prinzip haben mir die Protagonisten ganz gut gefallen, wenn auch der Kommissar selbst schon einige Klischees bedient (zerstörte Ehe aufgrund des Berufs, Frau mit einem anderen Mann davon usw.). Doch auch hier gab es ab und an Dinge, die mich einfach gestört haben. Fand ich auch die Figur des Kommissar Albrecht (abgesehen von den Klischees) gut gelungen und auf seine Art auch irgendwie sympathisch, so störte es mich doch, dass ständig auf seine zerstörte Ehe hingewiesen werden musste, indem er sich selbst ständig ermahnte, da doch jetzt nicht drüber nachzudenken. Auch dass die Kommissarin in einer ähnlichen Situation ist, denn auch ihre Ehe steht auf der Kippe, fand ich dann am Ende etwas zu viel des Guten. Ein Ermittler mit kaputtem Privatleben hätte hier durchaus gereicht.
Und genau aufgrund dieser Punkte bin ich mir einfach nicht schlüssig, was ich letztendlich von der Geschichte halten soll. Sie hat mich wahnsinnig gefesselt und das bis zum Ende hin. Auch konnte ich eigentlich (wie manch andere) keine Spannungsabfall erkennen, als der Traumfänger mit in die Geschichte einbezogen wird. Der Autor schafft es mit unglaublichem psychologischen Wissen zu punkten, was mir eben an manchen Stellen ein bisschen zu viel wurde. Letztendlich bleibt wohl zu sagen, dass sich das Buch wirklich gut und flott runterlesen lässt und mich total gut unterhalten hat. Deswegen ziehe ich nun für mich den Schluss, dass ich dem Buch eine positive Wertung geben werde, auch wenn ich für diesen Entschluss bis zum Ende dieser Rezension gebraucht habe. Es hat zwar die ein oder andere Schwäche, aber über die lässt sich dann doch auch hinwegsehen, wenn man den Rest der Geschichte betrachtet.
Fazit:
Unglaublich spannende Geschichte, von der ersten bis zur letzten Seite, mit überraschender Auflösung und leider ein paar kleinen Schwächen, welche mir aber am Ende doch ziemlich gut gefallen hat.
eigentlich 3,5 Kerzen! |