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Donnerstag, 26. Mai 2011

Rezension "Fräuleinwunder"

Titel: Fräuleinwunder
Autor: Pia Osterwald
Verlag: Rowohlt
Seitenzahl: 236
ISBN: 978-3499255458 
Einbindungsart: Taschenbuch
Preis: 8,99 €

Zum Inhalt:
Cosima ist entsetzt. Denn Cosima befindet sich laut Aussage ihres Frauenarztes in den Wechseljahren. Für Cosima ist ihr Leben praktisch gelaufen, sie ist geschieden, hat einen erwachsenen Sohn und jetzt auch noch Wechseljahre? Einfach nur schrecklich denkt sie sich. Bis, ja bis ihre Freundin Bille ihr einen Gutschein für eine Wahrsagerin schenkt. Hier möchte Cosima erfahren, ob ihr Leben vielleicht doch nicht ganz vorbei ist und was die Zukunft so bringt. Doch leider ist die Wahrsagerin eine ziemliche Stümperin und deswegen macht Cosima statt einer Hypnose eine Zeitreise ins Jahr 1954. Zunächst hat sie natürliche keine Ahnung wo sie sich befindet und was überhaupt los ist. Doch so nach und nach bekommt sie raus, dass sie genau zu dem Zeitpunkt in der Vergangenheit gelandet ist, an dem Deutschland das erste Mal Fußballweltmeister geworden ist. Sie lernt dann auch einige Frauen kennen und freudet sich relativ schnell mit diesen an. Dadurch bekommt sie auch mit, dass fast alle Frauen, von ihren Männern schlecht behandelt werden. Das kann Cosima nicht zulassen und startet eine Frauenbewegung, durch die sie auch Paul kennenlernt...

Meine Meinung:
Puuuh, also das Buch hat mich nicht wirklich vom Hocker gerissen. Es war nicht schlecht zu lesen und ging auch recht flott und flüssig, aber die Geschichte hat so viele Mängel, dass es einfach nicht der Brüller war.

Begonnen mit dem Cover, dass ich eigentlich ganz nett und lebensfroh finde. Es spiegelt die 50er Jahre ganz gut wieder und man hat den Eindruck, dass es sich bei dem Buch um einen heiteren Frauenroman handelt. "Leider" war dem überhaupt nicht so. Zunächst fängt das Buch ganz lustig an. Wie Cosima erfährt, dass sie jetzt in den Wechseljahren ist und dadurch eine halbe Welt für sie zusammenbricht. Allerdings ging mir das Rumgejammer relativ schnell auf die Nerven. Cosima vermittelt wirklich den Eindruck, dass für eine Frau alles vorbei ist, sobald sie in den Wechseljahren ist.

Als Cosima sich dann in der Vergangenheit befindet, schlägt die Geschichte schnell in einen anderen Ton um. Sie wird sehr ernst und zeigt die sehr tragischen Seiten der 50er-Jahre. Frauen ohne Rechte, Frauen, die ohne Männer nichts wert waren, Frauen, die nur etwas machen durften, wenn ihr Mann ihnen das erlaubt hat, Gewalt gegen Frauen, und und und. Ich will damit auch gar nicht sagen, dass ich es schlecht finde, dass die 50er Jahre auch von ihrer negativen Seite dargestellt werden, aber

1. Wird eben nur die negative Seite dargestellt. Es gibt kaum einen Mann, der seine Frau nicht schlägt und der eine positive Einstellung zu Frauen hat (Ausnahme bleibt ein Apotheker).
2. Vermittelt das Buch durch das Cover, eben einen völlig falschen Eindruck. Nie hätte ich erwartet eine so ernste Geschichte zu lesen. Ich habe mit etwas viel humorvollerem gerechnet.

***Achtung Spoiler***


Warum sich Cosima dann ausgerechnet in Paul verliebt, den sie auch kaum kennt und der ja die gleiche Einstellung wie alle anderen Männer zu haben scheint (bis auf die Prügel vielleicht) war mir auch etwas schleierhaft. Mag ja sein, dass Paul ganz gut aussieht, aber ist das wirklich ein Grund, in der einen Minute mit ihm ins Bett zu steigen (Kurz zuvor schlägt Cosima den Frauen übrigens noch einen Sexstreik vor *lol*)und ihm dann zwei Minuten später eine zu knallen?! Ebenfalls eine der vielen unglaubwürdigen Szenen des Buches.

***Spoiler Ende***

Ebenfalls gestört hat mich die Tatsache, dass Personen, die in der Gegenwart mit Cosima zutun haben, auch in der Vergangenheit auftauchen, da aber Cosima nicht erkennen. Hier hat mich nicht die Tatsache selbst gestört, sondern dass es keinerlei Erklärung für deren Auftauchen gab. Wieso gibt es die gleichen Personen, mit dem gleichen Namen in der Vergangenheit nochmal??? Das hat für mich keinen Sinn ergeben und mich deswegen das ganze Buch über gestört. Bis zum Ende habe ich auf eine Erklärung gehofft, die aber leider nie kam.

Was auch komisch war, war das Cosima sich so schnell damit abfindet, dass sie sich in der Vergangenheit befindet. Sie stellt eigentlich kaum Fragen und fügt sich meiner Meinung nach zu schnell und zu leicht in das Leben dort ein.

***Achtung Spoiler***


Und am Ende will Cosima dann gar nicht mehr zurück. Völlig aus der Luft gegriffen. Hat sie doch einen Sohn, der sich zwar am Ende der Geschichte in der Vergangenheit befindet, da aber bestimmt nicht für immer bleiben will. Außerdem hat sie doch Familie und Freunde in der Gegenwart. Daher für mich diese Entscheidung überhaupt nicht nachvollziehbar und ziemlich unglaubwürdig.

***Spoiler Ende***

Schade fand ich auch, dass Cosima ihre Prioritäten im Laufe der Geschichte so sehr verändert. Waren zu Anfang nur die Frauen und die Emanzipation wichtig, so ging es gegen Ende nur noch um Cosima selbst und ihr Liebesleben. Das Ende kam dann auch viel zu plötzlich, eigentlich mitten in die Geschichte reingehackt. Wo manche Autoren zu ausschweifend werden, wurde hier viel zu viel weggelassen und die Geschichte so, viel zu arg zusammengedrückt.

Um hier nicht nur negative Dinge zu schreiben (Ich habe das Buch schließlich komplett gelesen!!) auch einige positive Aspekte.

Wie oben schon geschrieben liest sich das Buch wirklich gut und schnell. Die Schreibweise der Autorin ist flüssig und gut lesbar. Die Einblicke in die 50er Jahre waren wirklich spannend und interessant - ich hatte mich nämlich vorher noch nie damit beschäftigt. Teilweise wirklich sehr erschreckend wie's da zuging, vorallem die Vorstellung des Mittelchens Frauengold macht mich richtig wütend. Natürlich ist heute nicht alles besser, aber ich bin zumindest froh, dass ich meine Verträge alleine unterschreiben kann und selbst entscheiden kann, was ich machen möchte.

Nett waren auch die humorvollen Stellen zwischendurch, vorallem als Cosima in den 50er Jahren landet und da zunächst in einige Fettnäpfchen tritt.

Fazit:
Eine gute Idee, die 50er Jahre in Form einer Zeitreise wieder aufleben zu lassen, die leider nur mangelhaft umgesetzt wurde und mich nicht überzeugen konnte.

Ich bedanke mit herzlich bei Lovelybooks und dem Rowohlt-Verlag, für die Bereitstellung des Leserundenexemplars.

3 Kommentare:

  1. Schöööön, mal wieder eine negative Kritik zu lesen ;-) Ich mag's ja gerne so ehrlich :D
    LG
    Marie

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  2. Deine Kritik trifft es genau. Ich hab es auch gelesen und Cosimas Gejammere, dass ihr Leben nun quasi vorbei sei, weil sie in den Wechseljahren ist, ging mir auch sehr auf die Nerven. Und das Cover verspricht einfach was anderes, als das Buch liefert.

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  3. @Marie: gern geschehen :D :D :D
    @Friedelchen: Ja hab deine Rezension auch schon gesehen... Ich hab bisher noch von niemandem gelesen, der völlig begeistert war von dem Buch ....

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