Sonntag, 23. Oktober 2011

Rezension "Totentöchter"

Titel: Totentöchter - Die dritte Generation
Autor: Lauren DeStefano
Verlag: cbt
Seitenzahl: 392
ISBN: 978-3570161289
Einbindungsart: Gebunden
Preis: 16,99 €
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Zum Inhalt:
Wegen einem tödlichen Virus werden Frauen nur 20, Männer nur 25 Jahre alt. Die 16-jährige Rhine hat also noch genau 4 Jahre zu leben, als sie von dem jungen Linden entführt und zu einer seiner Ehefrauen gemacht wird. Fortan soll sie brav sein und für ihn Kinder bekommen und ansonsten einfach nichts tun. Doch Rhine will sich damit nicht zufrieden geben. Sie möchte einen Weg aus ihrem Gefängnis finden und zu ihrem Zwillingsbruder zurückkehren, der überhaupt keine Ahnung hat, was mit ihr passiert ist. Während sie noch an ihren Fluchtplänen sitzt, lernt sie den Diener Gabriel kennen, der für ihren Ehemann arbeitet und sie umsorgen muss. Von Anfang an gefällt ihr Gabriel besser, als er es sollte und es entwickelt sich eine gefährliche Verbindung zwischen den beiden, die wenn sie auffliegt tödlich enden könnte.

Meine Meinung:
Zunächst einmal muss ich sagen, dass "Totentöchter" irgendwie anders ist, wie die Dystopien, die ich bisher gelesen habe. Natürlich erfüllt das Buch gewisse Rahmenbedinungen, die bei einer Dystopie gegeben sein müssen, doch finde ich, dass die Brutalität, die man sonst oft in Dystopien vorgesetzt bekommt (Die Tribute von Panem) hier die meiste Zeit eher unterschwellig zu spüren ist. Sie ist nicht offensichtlich, sie ist aber da. Denn man stelle sich vor, man wird entführt und zu einer Ehe mit einem Mann gezwungen, der mehrere andere Frauen hat und man ist eigentlich nur dazu da Nachkommen zu zeugen(da fällt mir gerade ein, dass das in manchen Ländern ja gar nicht so abwegig ist, diese Vorstellung). Allein diese Tatsache strahlt für mich schon eine gewisse unterschwellige Brutalität aus - den Männern ist es egal wie es den Frauen dabei geht, Hauptsache die Menschheit stirbt nicht aus. Und auch sonst spürt man die ganze Zeit, dass im Untergrund etwas brodelt, das Gefahr vorhanden ist,  aber richtig offensichtlich wird sie nur an ganz wenigen Stellen, deswegen spreche ich von unterschwelliger Brutalität.

Über lange Zeit passiert nicht wirklich viel in "Totentöchter". Es geht alles sehr langsam und getragen vor sich und stellenweise hat mir schon ein wenig die Spannung gefehlt. Rhine und ihre Schwesterfrauen werden sehr detailiert beschrieben und vorallem von Rhines Vergangenheit erfährt man einiges. Über die meiste Zeit des Buches wird sehr auf Rhines Gefühlwelt eingegangen. Wie fühlt sie sich in der Gefangenschaft, wie fühlt sie gegenüber Gabriel, wie fühlt sie sich in Situtaionen, in denen ihr Mann sich ihr nähern will usw. Das macht die Figur "Rhine" zwar sehr authentisch, aber manchmal hat mir das zu sehr das Tempo der Geschichte verschleppt. Es kam einfach nicht so richtig Spannung auf, auch wenn es natürlich interessant war, etwas über Rhines Vergangenheit zu erfahren. Aber so die richtige Mischung zwischen Spannung und authentisch erzählten Personen ist hier leider nicht ganz getroffen worden.

Zum Thema Rhine und ihr Ehemann sollte man vielleicht noch dazu sagen, dass es in dem Buch keinerlei Szenen gibt, in denen irgendwelche intimen Dinge detailiert ausgebreitet werden. Es handelt sich hierbei natürlich um ein Jugendbuch und man kann die Dinge die in den Betten passieren nur erahnen, bekommt sie aber nicht detailiert beschrieben. Das hat mir gut gefallen, hätte es dem Buch doch eine sehr abstoßende Note verpasst, wenn man ständig in die Bettgeschichten von Linden eingeweiht worden wäre.

Von den Protagonisten waren mir Rhine und Gabriel am sympathischsten. Ich fand es wirklich gut, wie Rhine sich versucht hat gegen ihren Mann durchzusetzen und nur das zuzulassen, was sie auch wirklich will. Und so ist sie auch immer sie selbst geblieben, hat nie ihre Fluchtpläne aufgegeben und für das gekämpft was sie wollte. Eine starke Protagonistin, von der sich die anderen etwas hätten abschneiden können. Und obwohl Gabriel ein bisschen undurchsichtig bleibt und man nicht allzu viel über ihn erfährt, fand ich ihn vom ersten Moment an sympathisch. Man merkt sofort was für eine Zuneigung er Rhine gegenüber empfindet und er nimmt natürlich auch einige Risiken auf sich um diese Zuneigung "auszuleben". Auch die anderen Personen, die in der Geschichte vorkommen, haben stark herausgearbeitete Charakterzüge und sind alle sehr unterschiedlich. Ich finde, das hat die Autorin ganz klasse gemacht. Sie hat unverwechselbare Persönlichkeiten geschaffen, die der Geschichte Tiefgang und dem Leser das Gefühl geben, als würde er die Personen selbst kennen.

Was mir an dieser Dystopie ebenfalls ganz gut gefallen hat, ist das sie einfach sehr realistisch ist. Ich konnte mir gut vorstellen, dass es passieren kann, dass ein Experiment schief geht und so ein Virus entsteht, das Teile der Bevölkerung tötet. (Erinnert irgendwie auch ein bisschen an die Jugendserie "The Tribe"). Heute ist es doch auch schon so, dass viele Krankheiten entstanden sind, weil etwas beim Forschen schief gegangen ist. Warum sollte es dann nicht irgendwann so einen Virus geben? Die Autorin bleibt hier bei völlig realistischen Tatsachen, die Geschichte enthält keinerlei Fantasyelemente. Deswegen ist das für mich auch so gut vorstellbar. Auch wenn so eine Vorstellung natürlich erschreckend ist!!!

Sehr schön finde ich auch die Gestaltung des Buchs. Das Cover hat eine hohe Symbolkraft, sieht man darauf doch einen Vogel der in einem Käfig eingesperrt ist - wie eben auch Lindens Frauen. Auf der Rückseite sieht man eine kleine Laborausrüstung, die wohl für die Forschung für das Gegenmittel steht. Ich finde es toll, dass auf dem Cover, viele Elemente aus der Geschichte wieder aufgegriffen wurden, so hat das Cover wirklich eine starke Aussagekraft und bildet nicht bloß - mal wieder - ein junges Mädchen ab. Zu Anfang jedes Kapitels und bei den Seitenzahlen sind tolle Blumen gezeichnet, das macht das Umblättern der Seiten zu einer echten Augenweide.

Die Geschichte ist in der Gegenwart geschrieben, womit ich ja irgendwie immer meine Probleme habe, allerdings legt sich das nach einer gewissen Eingewöhnungszeit zum Glück. Die Autorin hat einen Schreibstil, der sich gut lesen lässt und wie oben schon beschrieben sehr schön die Gefühle und Gedanken der einzelnen Charaktere herausarbeitet.

Da das Buch stellenweise etwas schleppend voran ging, hatte ich zwischenzeitlich etwas Probleme mich zu motivieren weiterzulesen, hab es dann aber zum Glück geschafft, denn das Ende hat mich dann doch wieder "entschädigt" für die schleppenden Stellen. Es wird nämlich nochmal richtig spannend und man fiebert total mit den Protagonisten mit. Das Ende bleibt dann auch offen und hat mir zumindest Lust auf Teil 2 gemacht, denn ich möchte doch so viele Dinge erfahren, die hier einfach ungeklärt geblieben sind.

Fazit:
Ein Buch mit unglaublich authentischen Protagonisten, dass mir stellenweise zu schleppend war, dessen Ende aber mit viel Spannung aufwarten kann und Lust auf Teil 2 macht.

Mein herzlicher Dank geht an cbt für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!!! 

(eigentlich 3,5 Kerzen, da ich aber keine halben Kerzen vergeben kann, sind eben nur drei Kerzen abgebildet)

5 Kommentare:

  1. Eine wunderschöne Rezension hast du geschrieben. Das Buch will ich auch noch lesen trotz der schleppenden Stellen. Mir gefällt die Idee dahinter.

    Liebe Grüße, Diti

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  2. Hast du früher The Tribe geschaut? Das war immer meine Lieblingsserie ;) LEX ♥

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  3. Sehr schöne Rezension! Hm 3,5 Kerzen... bin unschlüssig ob es auf mein Wunschzettel darf. Eigentlich mag ich ja Dystopien. Mal sehn :)

    LG,
    Niniji

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  4. Ich habe es auf english unter dem Titel "Wither" gelesen und war mehr als gefesselt. Habe ihm deswegen auch 5 von 5 Sterne gegeben :)
    Dennoch finde ich deine Rezensionen super schön und ausführlich geschrieben!
    Meinen Respekt hast du!

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  5. Ui auf Englisch, das könnte ich nie. Dafür ist mein Englisch einfach viel zu schlecht. Gibts denn auf Englisch einen zweiten Teil? Weil auf deutsch hieß es ja, dass die Reihe vermutlich eingestellt wird, was ich schon ein bisschen schade finde.
    Liebe Grüße
    Caro

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