Titel: Sklavenkind
Autor: Urmila Chaudhary mit Nathalie Schwaiger
Verlag: Knaur HC
Seitenzahl: 316
ISBN: 978-3426654972
Einbindungsart: Gebunden
Preis: 16,99 €Ein verkauftes Kind, Ausbeutung, Hoffnung auf ein gutes Ende und eine alles entscheidende Wendung.
Zum Inhalt:
"Sklavenkind" erzählt die tragische Lebensgeschichte von Urmila. Urmila wird, als sie sechs!!! Jahre alt ist, von ihrem Bruder an eine reiche Familie verkauft. Dort muss sie hart schuften, hat kaum Freizeit und vorallem keine Rechte. Weder kann sie zur Schule gehen, noch hat sie Freundinnnen oder kann in irgendeiner Art selbst über ihr Leben bestimmen. Alles hat nach den Wünschen ihrer Maharani - Herrin - zu laufen. Zwar hat Urmila zunächst "Glück"- falls man in so einer Situation von Glück sprechen kann - sie ist nämlich bei einer Familie, die sie relativ nett behandelt. Sie muss zwar trotzdem hart arbeiten und sich um die Kinder und den Haushalt kümmern, doch behandelt ihre Mahrani, Sita, sie immer mehr wie ein eigenes Kind. Als Urmila dann ihre Arbeitsstelle wechselt und anfängt bei der Tante von Sita zu arbeiten, wird alles schlimmer. Dort wird sie wie der letzte Dreck behandelt, sie muss auf dem Boden essen, hat nicht zu widersprechen und ihrer Maharani bedingungslos zu gehorchen. Auch hier wird sie weder bezahlt, noch darf sie zur Schule gehen. Als eines Tages jedoch ihr Bruder am Telefon ist, ändert sich ihr Leben schlagartig, ihre Kamalrizeit endet und Urmila setzt sich ohne wenn und aber für die Rechte der Mädchen ein.
Meine Meinung:
Das Äußere:
Mich hat vorallem zunächst einmal der Untertitel sehr nachdenklich gestimmt. "Verkauft, verschleppt, vergessen - Mein Kampf für Nepals Töchter". Es ist doch wirklich leider so, dass wir hier in Deutschland kaum etwas aus Nepal mitbekommen und vorallem auch vergessen, wie schlecht es manchen Ländern und wie gut es uns geht. Ich wusste bis dato nicht einmal von der Tradition der Kamalari, der Sklavenmädchen. Natürlich war mir klar, dass dort nicht alles westlich abläuft und es sicher dort schwieriger ist, als Frau zu leben, aber dass es so schwierig ist war mir nicht bewusst. Dazu aber später mehr.
Dass Urmila vorne auf dem Cover ist, finde ich gut. Sie sieht nachdenklich aus und man merkt ihr an, dass diese 11 Jahre nicht spurlos an ihr vorübergezogen sind. Das Cover drückt genau das aus, was das Buch ist und wahrscheinlich auch sein will.
Das Innere:
Ich ziehe meinen Hut vor Nathalie Schwaiger und Urmila Chaudhary. Diese Geschichte war es auf jeden Fall wert aufgeschrieben zu werden, sie MUSSTE aufgeschrieben werden. Wie oben schon erwähnt, waren mir die Zustände in Nepal überhaupt nicht bewusst. Diese jetzt von einer Augenzeugin, ja einem Mädchen, dass schlimme Zeiten durchleben musste, erzählt zu bekommen ist wirklich sehr gut und auch sehr wichtig! Die Geschichte wirkt sehr authentisch, gerade weil Urmila, das alles erlebt hat.
Die Geschichte hat mich zutiefst erschüttert und nachdenklich gemacht. Dass es heutzutage noch Menschen gibt, die so denken, wie manche in Nepal finde ich einfach unglaublich. Ich hoffe dieses Buch trägt dazu bei, dass immer mehr Menschen die Augen geöffnet werden, denn Nepal braucht Hilfe. Die Kamlari brauchen Hilfe.
Ich bin immer noch ganz bewegt von der Geschichte und ich denke auch, dass diese mich so schnell nicht wieder loslassen wird. Stellenweise bin ich an dem Text geklebt und habe meinen Mund kaum noch zu bekommen vor Entsetzen, wie so mit Menschen umgegangen werden kann. Wenn man sich mal vorstellt, dass Urmila 6!!! Jahre alt war, als sie verkauft wurde, puhh das treibt einem schon fast die Tränen in die Augen.
Die Geschichte ist in einem Stil geschrieben, der mir persönlich sehr gut gefallen hat. Man hat das Gefühl, man liest in Urmilas Tagebuch. Man versteht ihre Gefühle und Schmerzen, man kann sie nachvollziehen.
Der Bildteil in der Mitte hat mir ebenfalls gut gefallen. So kann man sich wenigstens ein bisschen vorstellen, wie Urmila lebt und wie es dort aussieht. Natürlich konnte ich mir durch die Geschichte schon einiges vorstellen, aber Bilder zu sehen ist immernoch etwas Anderes.
Ebenfalls sehr schön beschrieben, werden sie Sitten und Bräuche in Nepal und vorallem die der Tharu, der Volksgruppe, der Urmila angehört. Man kann ein wenig eintauchen in die Welt dort und beginnt zu verstehen, dass dort z.B. die Unterschiede zwischen arm und reich noch viel gravierender sind wie bei uns. Auch die Begrüßungsrituale, einige Feiertage und Götter lernt man näher kennen.
Ich sehe dieses Buch auch ein stückweit als Plädoyer an. Es will aufrütteln und auf die schlimmen Zustände in Nepal hinweisen. Wir sollten wirklich nicht immer unsere Augen verschließen, sondern auch mal hinschauen und versuchen so gut es geht zu helfen das Leid zu mindern.
Wenn man das Buch nicht gelesen hat, kann man sich glaube ich gar nicht vorstellen, wie nahe einem so eine Geschichte gehen kann. Man muss es einfach selbst lesen, um zu merken, dass die Geschichte einen gar nicht kalt lassen kann.
Die Aufteilung des Buches finde ich super. Gut ein Drittel beschäftigt sich nämlich mit der Zeit, danach, als Urmila keine Kamalri mehr ist, sondern für die Rechte der Mädchen und gegen die Kamalaritradition kämpft. Es wäre schade gewesen, wenn das Buch nach der Kamalarizeit aufgehört hätte, das hätte mich glaube ich hoffnungslos zurückgelassen. So aber konnte ich lesen, dass auch Nepal langsam zu begreifen beginnt, dass man nicht alles mit den Menschen machen kann und auch die Mädchen respektieren muss, denn "Girls need education noch slavery"!!!
Gegen Ende, war der Text etwas verwirrend, da ich manche Stellen zeitlich schwer einordnen konnte und immer wieder zurückblättern musste, bis ich ein Datum hatte. Aber das war vielleicht auch nur mein persönliches Problem, vorallem wenn meine Konzentration nachgelassen hat.
Fazit:
Ein Buch, das gelesen werden sollte, gelesen werden muss, eine wahnsinnig authentische Geschichte auf die aufmerksam gemacht werden muss. Ein Buch, das wichtig ist!
Ich bedanke mich herzlich bei Lovelybooks & dem Knaur-Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars.
Um dieses Buch hatte ich mich auch bei LB beworben. Leider hab ich's nicht gekriegt. Als HC ist es etwas teuer, obwohl ich diese Art von Büchern liebe. Echte Menschen, echte Geschichten, ob traurig oder lustig, ich les es immer wieder gerne. LG :)
AntwortenLöschenEcht? Du hast keins bekommen? Mich hat sogar jemand von lovelybooks angeschrieben und es mir angeboten, hab mich da gar nicht drum bewerben müssen ... komisch...
AntwortenLöschenHuiyuiyui, ich glaube dieses Buch muss ich haben. Klingt sehr interessant.
AntwortenLöschenHallo Caro, eine tolle Rezension, sogar so toll, dass sie bei LB-Blogs zu den Besprechungen gehört, die am besten gefallen. Glückwunsch!!
AntwortenLöschenUnd liebe Grüße, Petra
@Petra
AntwortenLöschenui danke für den Hinweis, hab ich noch gar nicht gesehen :) Jetzt bin ich doch ein bisschen stolz :)