Freitag, 7. Juni 2013

Rezension "Freak City"

Titel: Freak City
Autor: Kathrin Schrocke 
Verlag: Carlsen
Seitenzahl: 236
ISBN978-3-551-31093-4
Einbindungsart: Taschenbuch
Preis: 6,99 €
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Zum Inhalt:
(c) Carlsen
Als Mika Lea das erste Mal sieht, ist er mit seinen beiden besten Freunden unterwegs. Und schon da fällt ihm auf, dass Lea irgendwie anders ist. Denn er und seine Kumpels rufen ihr immer wieder irgendwelche Sprüche hinterher, doch sie reagiert einfach nicht. Wenige Tage später begegnet er ihr in einem Billardcafé wieder und erfährt, dass Lea gehörlos ist. Mika ist perplex und geht zunächst einmal ein wenig auf Abstand. Denn irgendwie kann er damit nicht so richtig was anfangen, irgendwie ist diese Behinderung fremd für ihn. Doch als er dann seine Exfreundin sieht, beschließt er diese mit Lea eifersüchtig zu machen. Was als Spiel beginnt, wird schnell bitterer Ernst und Mika muss erfahren, wie schwer es Menschen in unserer Welt haben, die anders, sprich in den Augen der anderen "nicht normal" sind.

Meine Meinung:
"Freak City" ist eine fesselnde und berührende Geschichte über das Anderssein und die einer jungen zarten Liebe, die schon zu Beginn mit heftigen Schwierigkeiten kämpfen muss.

Als ich den Klappentext las wurde ich sofort hellhörig. Die Geschichte klang mal wieder nach etwas besonderem, abseits des Mainstreams. Und auf ihre ganz eigene Art war sie das auch. Natürlich wird das ein oder andere Klischee angesprochen doch trotz allem trägt die Geschichte, die kaum mehr als 200 Seiten hat so viel mehr in sich. Sie berührt von der ersten Seite an und lässt einen auch über das eigene Leben und auch manches Mal Verhalten nachdenken. Die Autorin bringt Leas Gehörlosigkeit richtig gut und authentisch rüber, was sicher auch daher rührt, dass sie selbst mit einigen Gehörlosen gesprochen und in deren Umfeld recherchiert hat, wie sie im Nachwort beschreibt. Man fängt an darüber nachzudenken, wie es wäre, wenn man gehörlos wäre. Wie viel "kleiner" wäre die Welt dann wohl? Keine Musik, keine richtigen Gespräche, immer ausgeschlossen von allen "Normalen"... Gerade für mich als kleine Labertasche wäre das extrem schlimm! 

Und auch Lea, die Hauptperson in Freak City, leidet des öfteren darunter, nicht dazu zu gehören. Besonders daheim ist es unglaublich schwierig für sie. Sie scheint in ihrer Familie nicht richtig wahrgenommen zu werden und das tat mir richtig Leid. Das Verhalten mancher Personen gegenüber Lea war so unfassbar, dass ich am liebsten in die Geschichte gesprungen wäre um diese mal zu packen und zu schütteln und sie zu fragen, ob sie eigentlich wissen, was sie da tun. Lea tat mir auf der einen Seite so Leid, doch auf der anderen Seite ist sie eine richtig starke Persönlichkeit, von der man das Gefühl hat, dass sie gar kein Mitleid möchte. Sie geht so aufrecht durch ihr Leben und alle Schwierigkeiten, dass man sich als Leser davon nur eine Scheibe abschneiden kann. Kathrin Schrocke schafft es, vorallem mit ihr eine richtig starke authentische Hauptperson zu beschreiben, die nicht nur einmal beeindruckt. Mika wirkt neben ihr fast ein bisschen blass. Doch sein Wille und seine Art Lea in den Schutz zu nehmen und für sie vor seinen besten Freunden einzustehen, überzeugen auf jeder Seite. Und auch, dass er das ein oder andere Mal falsch reagiert passt gut zu der Geschichte, handelt es sich hierbei doch um 2 unsichere Teenager, die ihren Platz in der Welt noch nicht so richtig gefunden haben.

Die Beziehung, die sich nach und nach zwischen Mika und Lea entwickelt ist wunderbar mit anzusehen. Gegen alle Widerstände treffen sie sich und werden Freunde. Und irgendwann merken beide, dass da mehr ist. Ob daraus wirklich etwas wird, möchte ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten, doch die Entwicklung gefällt mir wirklich gut.

Auch das Ende ist passend gewählt und lässt genug Platz für Spekulationen in verschiedene Richtungen. Gerne hätte ich erfahren, wie es mit Mika und Lea weitergeht. Wie beide zusammen und jeder für sich seinen Weg geht und versucht seine Träume zu erfüllen. Doch an dieser Stelle lässt Schrocke genug Platz für meine eigene Fantasie, was vielleicht so auch ganz passend ist.

Die Geschichte trug letztendlich auch dazu bei, dass ich einiges über die Welt der Gehörlosen erfahren habe, was ich echt spannend fand. Nicht nur im Nachwort, nein auch während der Geschichte selbst, streut Schrocke immer wieder die ein oder andere Information ein, die für mich wahnsinnig interessant war und mein Denken auch durchaus ein bisschen verändert und beeinflusst hat. 

Neben all dem Lob, habe ich allerdings noch einen kleinen Kritikpunkt. Auf dem Buch steht die Altersangabe 12+. Das kann ich so nicht unterschreiben. Niemals ist diese Geschichte ab 12. Denn dafür geht es viel zu oft um Sex und Dinge die damit zu tun haben. Ich könnte das Buch bei uns in der Buchhandlung mit keinem guten Gewissen an einen 12-jährigen verkaufen, sodass ich die Altersangabe eher auf 14/15 hochstufen würde.

Fazit:
Tolle Geschichte, über ein gehörloses Mädchen, dass durch seine Stärke überzeugt und über einen Jungen, der alles tut um gerade dieses Mädchen zu beeindrucken.

Ich bedanke mich herzlich bei buchbotschafter.de & Carlsen für die Bereitstellung des Leseexemplars. 

3 Kommentare:

  1. karin09:35

    Hallo Caro,

    Die Alterangabe ist immer so ein Ding für sich. Und man muss genau auf den Inhalt schauen. Besonders wenn es ab 12 Jahre sein soll, denn es befindet sich vieles mitlerweile dabei, was eigentlich nicht so geeignet ist.

    Aber trotzdem gerne von den Verlagen an Jugendliche verkauft werden möchte.

    Schönes Wochenende

    LG..Karin...

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  2. Ich mochte das Buch auch sehr gerne. Du hast eine schöne Rezi dazu geschrieben. :)

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  3. Das hört sich gut an :-) Und ich habe machnmal auch ein paar Bedenken mit den Altersangaben...z.B. Mit Meyers Werk Asche und Phönix. Wird als harmloser Teenie Roman dargestellt und ist fast in der Horrorecke einzusortieren.

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