Titel: Rückwärtswalzer
Autor: Vea Kaiser
Verlag: Kiepenheuer&Witsch
Seitenzahl: 432
ISBN: 978-3-462-05142-1
Preis: 22,00 €
Einbindungsart: Hardcover / ebook
(c) Kiepenheuer & Witsch |
Als Onkel Willi stirbt, ist für seine Frau, ihre beiden Schwestern und seinen Neffen Lorenz nichts mehr, wie es einmal war. Onkel Willi hat sie alle zusammen gehalten, war immer für sie da. Und so beschließen sie, ihm seinen letzten Wunsch zu erfüllen. Willi wollte immer in seiner Heimat Montenegro beerdigt werden. Da eine Überführung von Österreich dorthin allerdings sehr teuer ist, beschließen die vier das in die eigene Hand zu nehmen und selbst mit dem Auto dorthin zu fahren. Diese Reise stellt sich als große Herausforderung heraus und schweißen die vier mehr zusammen, als sie jemals gedacht hätten.
Meine Meinung:
Während meiner Zeit im Buchhandel begegnete mir der Name Vea Kaiser immer wieder. Gelesen hatte ich jedoch bisher nichts von ihr. Doch das sollte sich jetzt ändern und so war ich sehr gespannt auf ihren neuesten Roman, Rückwärtswalzer.
Der Klappentext klang skurril und ich war unglaublich gespannt, was die Geschichte bringen würde. Dass mich das Buch letztendlich so fesseln würde hätte ich niemals erwartet. Zu Beginn hatte ich zwar keine Schwierigkeiten in die Geschichte hinein zu kommen, doch den Protagonist Lorenz mochte ich überhaupt nicht. Er war der klassische Versager vor dem Herrn. Ließ sich alles von seiner Freundin bezahlen, von Arbeit hielt er nicht viel. Als die Beziehung zerbricht versucht er sein Glück bei der Verwandtschaft. Scheitert jedoch kläglich und muss zum ersten Mal in seinem Leben lernen, dass Geld nicht auf Bäumen wächst. Ich fand ihn extrem anstrengend und konnte nur wenig Entwicklugn bei ihm feststellen. Dies änderte sich jedoch im Verlauf der Geschichte immer mehr und vor allem gegen Ende geht in Lorenz eine Wandlung vor, die ich so nicht erwartet hatte.
Die Charaktere von Lorenz Tanten mochte ich sehr gerne. Vea Kaiser hat hier drei Persönlichkeiten geschaffen, die unglaublich unterschiedlich, doch immer für einander da sind. Das Familienmotto "Keiner wird zurück gelassen" berührt und stimmt hier zu einhundert Prozent.
Da die Geschichte sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart spielt lernt man viel über die Protagonisten. Willi und die Tanten lernt man schon als Kinder kennen und begleitet sie praktisch ihr ganzes Leben hinweg, in Willis Fall sogar bis zum Tod. Man lernt ihre tiefsten Geheimnisse kennen und erfährt wie sie zu den Menschen wurden, die sie heute sind. Dies alles wird wunderbar schlüssig und fesselnd erzählt. Ich habe inzwischen das Gefühl, dass ich nur am Nachbarhaus klingeln müsste und Hedi, Mirl oder Wetti würden mir die Türe öffnen. Gerne würde ich die Tanten persönlich kennen lernen. Denn obwohl sie auch auf ihre Art sehr schrullig sind, so sind es doch faszinierende Persönlichkeiten, deren Leben beeindruckt.
Toll an den Passagen, die in der Vergangenheit spielen, finde ich auch, dass man so viel über die Zeit damals erfährt. Seien es die 60, 70er in Österreich oder auch in Montenegro. Beide Länder und die jeweiligen Zeiten lernte ich so immer besser kennen und so gefielen mir die Abschnitte der Vergangenheit fast über die komplette Zeit noch besser, als die der Gegenwart. Lediglich am Ende des Buches fand ich beide Zeitabschnitte gleichwertig. Denn da wird die Gegenwart so spannend, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.
Dieses Buch ist so gut geschrieben und bietet so unfassbar viele Facetten an Persönlichkeiten und Geschehnissen, dass es definitiv ein Highlight der Literatur ist. Ich merke immer mehr, wie viel Spaß es macht, Bücher zu lesen, die gut geschrieben sind. Gute Sprache, schöne kreative Sätze und eine Prise schwarzer Humor lassen dieses Buch zu einem Erlebnis werden, welches ich euch sehr gerne ans Herz legen möchte.
Fazit:
Ein richtig gutes Buch. Unfassbar gut geschrieben, facettenreiche Charaktere und eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt und so viele Dinge bereithält, dass es einfach nur Spaß gemacht hat, dieses Buch zu lesen.
Hey Caro,
AntwortenLöschenich fand das Buch auch großartig und habe deine Rezi mal in meinem Beitrag verlinkt.
Liebe Grüße