Montag, 25. März 2019

Rezension "Der Herzschlag der Steine"

Titel: Der Herzschlag der Steine
Autor: Isabel Morland 
Verlag: Knaur
Seitenzahl: 464
ISBN: 978-3-426-52354-4
Einbindungsart: Taschenbuch
Preis: 9,99 €

(c) Knaur
Zum Inhalt:
Lange war Ailsa nicht mehr in ihrer Heimat - einer kleinen Insel auf den Äußeren Hebriden. Doch nun beschließt sie, viele Jahre nach dem Tod ihrer Mutter, deren Haus zu verkaufen. Doch womit Ailsa nicht gerechnet hat, ist dass ihre Vergangenheit sie dort schneller einholt als ihr lieb ist. Ihre verflossene Liebe, ihren ehemaliger bester Freund und auch alle anderen Bewohner der Insel lässt ihre Rückkehr nicht kalt. Als dann unvorhergesehene Dinge passieren beschließt Ailsa länger auf der Insel zu bleiben und findet dort das, womit sie niemals gerechnet hätte.

Meine Meinung:
Ab und an lese ich gerne Romane, bei denen man von vorn herein eigentlich weiß, wie es ausgeht, die einfach schön zu lesen sind, die gewisse Portion Dramatik und Romantik und natürlich ein schönes Ende habe. Bei diesem Buch rechnete ich genau damit.

Ich muss zugeben, dass ich mit dem Beginn etwas Schwierigkeiten hatte. Der Prolog war so gar nicht mein Ding und total seltsam und schräg. Von der Thematik her passt er perfekt zur Geschichte, doch ich kam damit nicht klar und war kurz davor das Buch tatsächlich schon auf den ersten 10 Seiten weg zu legen und aufzuhören.

Doch zum Glück habe ich das nicht getan, denn die Geschichte die danach folgt ist alles andere als schräg und komisch und ganz anders als der Prolog. Auch der Prolog ergibt im Rückblick immer mehr Sinn. Die Geschichte ist super zu lesen. Was der Autorin ganz besonders gut gelungen ist, ist die Beschreibung der Umgebung dort. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich schon mal einen Roman gelesen habe der auf den Hebriden gespielt hat. Und so war die Umgebung, die Kultur und das Leben dort für mich etwas ganz neues und unglaublich spannend, darüber zu lesen. Die Autorin hat so eine bildgewaltige Sprache, dass es mir nun so vorkommt, als hätte ich vor kurzem Urlaub dort gemacht - was ich in gewisser Form ja auch getan habe.

Ailsa mochte ich gerne, auch wenn sie zunächst recht schüchtern und blass wirkt, so entwickelt sie sich im Verlauf der Geschichte zu einer echten Persönlichkeit, die weiß was sie will und die etwas aus ihrem Leben machen will - trotz herber Rückschläge.

Die Liebesgeschichte, die sich nach und nach entwickelt gefiel mir ebenfalls gut. Von Anfang an merkt man, dass zwischen Ailsa und ihrer Jugendliebe noch immer etwas ist, doch nur langsam kommt das wirklich in Fahrt. Die Liebe beginnt sehr zart und unterschwellig, nur um dann im einem großartigen Finale zu enden.

Das Buch bringt auch ein bisschen etwas mystisches mit. So gehört zum Leben auf Ailsas Heimatinsel viel Aberglauben, viele Legenden. Vieles davon findet Platz in diesem Buch. Ich hätte das gar nicht unbedingt gebraucht, doch macht es die Geschichte natürlich noch etwas besonderer und authentischer und verleiht ihr so etwas geheimnisvolles.

Letztendlich habe ich das Buch gerne gelesen. Die wunderbare Unterlatung für Zwischendurch macht wirklich Spaß, wenn man sich auf das Geschehen und das mystische einlassen kann. Auch ich musste mich erst mit dem Leben auf den Hebriden anfreunden, doch als ich das getan hatte, konnte ich das Buch richtig genießen.

Fazit:
Nach holprigem Start, habe ich dieses Buch echt gerne gelesen. Die Autorin kann toll schreiben und erschafft mit ihrer Sprache Bilder in meinem Kopf, die mir das Gefühl geben, selbst dort gewesen zu sein.


Sonntag, 24. März 2019

Rezension "Tartes rustiques"

Titel: Tartes rustiques - Süße und salzige Tartes
Autor: Emilie Franzo / Emilie Guelpa (Fotos)
Verlag: Thorbecke 
Seitenzahl: 72
ISBN: 978-3-7995-1333-3
Einbindungsart: Pappbilderbuch
Preis: 9,99 €

(c) Thorbecke
Zum Inhalt & Meine Meinung:
Tartes kennen bestimmt viele von euch. Auch ich selbst habe ab und an schon eine gemacht oder gegessen. Dies ohne Backform zu machen, ist allerdings neu für mich und wohl auch ein neuer Instagram-Trend (von dem ich ohne das Buch aber nichts mitbekommen hätte). Außerdem waren mir Tartes bisher nur salzig im Kopf, dass man sie auch süß machen kann, hatte ich so gar nicht auf dem Schirm. Und so war ich sehr gespannt, was mir das Buch alles bieten würde.

Das Buch macht von der Optik schon mal einiges her. Das Format ist recht klein und quadratisch, das Cover ist richtig schön und macht total viel Lust darauf, sofort los zu legen. Sobald man das Buch aufschlägt bekommt man eine Übersicht über die enthaltenen Rezepte, sowohl in Schrift- als auch in Bildform. Danach folgt eine Übersicht über Mürbteig und wie man ihn süß, salzig oder auch neutral herstellt, denn die Basis aller Tartes ist ja bekanntlich der Mürbteig. Zudem gibt es die verschiedensten Tipps für die Herstellung jenes Teigs. 

Und dann folgt auch schon der Rezepteteil. Und der ist ebenfalls richtig schön aufgemacht. Ich liebe Kochbücher, bei denen es zu jedem Rezept ein Foto gibt. Gibt es das nicht, habe ich schon weniger Lust das Rezept nach zu kochen, als wenn eines vorhanden ist. Zudem sind neben dem Texteil nochmal die einzelnen Zutaten als Fotos zu sehen. Also bei einer Apfel-Tarte sieht man dann Apfelstücke, eine Zitrone, Mehl usw. sprich das Rezept wird dekonstruiert. 

Das Rezept selbst ist schön übersichtlich. Ich mag es sehr, wenn man auf den ersten Blick die wichtigsten Dinge, wie die Zutaten und vor allem die Zeiten, die das Rezept braucht. Und genau das ist der Fall. Die Zeitangabe ist sogar dreifach unterteilt, in Zubereitung, Ruhezeit und Backzeit und das finde ich genau richtig so. Ich hatte es in Kochbüchern schon so oft, dass die Zeiten nicht genau ersichtlich waren und es plötzlich versteckte Ruhezeiten gab. Die gibt es hier nicht, was ich einen absoluten Pluspunkt finde. 

Ich finde das Buch rundum gelungen. Vor allem die schönen Fotos stechen extrem heraus. Die Rezepte sind recht übersichtlich und so auch keine wahnsinnige Herausforderung zum Nachmachen. Zudem finde ich es toll, dass es nun ein Buch gibt mit Rezepten ohne Form, denn die hat ja nun nicht jeder Zuhause.

Fazit:
Ein tolles Kochbuch, sowohl optisch als auch von den Rezepten her. Ein echtes Schmuckstück in meinem Regal. 


Donnerstag, 21. März 2019

Rezension "Einschlafen? Schon ganz allein!"

Titel: Einschlafen? Schon ganz allein!
Autor: Anna Taube (Text) / Regine Altegoer (Illustration)
Verlag: Carlsen 
Seitenzahl: 16
ISBN:  978-3-551-16803-0
Einbindungsart: Pappbilderbuch
Preis: 1,99 €
Alter: ab 2
Reihe: Kleine Entwicklungsschritte

(Carlsen)
Zum Inhalt & Meine Meinung:
Bei Carlsen gibt es eine neue Kinderbuchreihe für die Kleinsten unter den Lesern. Die Reihe "Kleine Enwicklungsschritte" ist für kleine Kinder ab 2 Jahren geeignet und widmet sich Themen, die bei Kindern in diesem Alter aktuell und präsent sind. Ob Windel oder Schnuller, ob Zähneputzen oder Einschlafen. Nichts könnte kleine Kinder mehr betreffen als genau diese vier Themen.

Ich finde die Altersangabe des Verlages - ab 2 - genau richtig. Meine kleine Tochter ist bald 20 Monate alt und hat noch nicht die Ausdauer den Texten zu lauschen - auch wenn diese recht kurz sind. Die Bilder jedoch schaut sie schon gerne an, den Text lese ich meiner großen dreijährigen vor. Ich bin jedoch sehr gespannt, wann ich meiner kleinen das Buch vorlesen kann und sie auch zuhört, denn das Thema "Einschlafen" ist bei uns ein ganz großes. 
 
Das Buch vermittelt spielerisch, dass Rituale zum Einschlafen wichtig sind und dass Mama und Papa immer da sind, auch wenn das Kind alleine im Bett liegt. Es erzählt von einem Abend, welcher wohl allen Eltern irgendwie bekannt vorkommt. Dem Kind fällt immer wieder etwas ein, dass es nicht schlafen muss. Ich zumindest kenne das sehr gut von unserer großen Tochter. Doch was an jedem Abend gleich ist, ist die Gute-Nacht-Geschichte. Und dies greift eben auch "Einschlafen? Schon ganz allein!" auf und zeigt, wie wichtig Rituale für kleine Kinder sind.

Die Bilder dieses Buches finde ich einfach entzückend. Ich mag sie total gerne. Sie sind liebevoll und abolut kindgerecht. Die Illustratorin trifft genau den richtigen "Ton". Die Bilder sind nicht zu überfrachtet, haben aber viele kleine Details, die für die kleinen Kinder interessant sind. So können sie neben der Geschichte viele Dinge entdecken und die Welt kennenlernen. 

Natürlich erfindet diese Reihe nicht das Rad neu. Es gibt gefühlte tausend Bücher über das Thema "Einschlafen" und Co. Doch gibt es definitiv Unterschiede zwischen all diesen Büchern. Bei Geschichten für so kleine Kinder ist für mich immer der Punkt der Illustrationen besonders wichtig. Denn zuerst und am meisten betrachten die Kinder die Bilder. Der Text steht hier erstmal an zweiter Stelle. Da dieses Buch in diesem Punkt komplett überzeugt, ist es für mich auf jeden Fall ein Highlight in der Masse der vielen Kinderbücher.
 
Fazit:
Ein tolles Kinderbuch aus einer wunderbaren neuen Reihe vom Carlsen-Verlag, welches sowohl durch seine Optik als auch durch den Text absolut überzeugt. 


Sonntag, 17. März 2019

Rezension "Writers in New York"

Titel: Writers in New York 
Autor: G. S. Lima
Verlag: Piper 
Seitenzahl: 480
ISBN: 978-3-492-50194-1 
Einbindungsart: Taschenbuch / ebook
Preis: 18,99 € / 4,99 €

(c) Piper
Zum Inhalt:
Indiana möchte nichts lieber als frei sein. Frei von allen Zwängen, frei von den hohen Erwartungen ihrer Familie. Frei von dem Leben in Alabama, welches für sie geplant wurde. Und so trifft es sich gut, dass ihre Großmutter ihr eine Wohnung in New York veerbt hat. Dorthin zieht es India und sie beginnt kreatives Schreiben zu studieren. Doch nicht nur ihr Studium und ihre Freiheit lassen ihr Herz höher schlagen. Nein, da ist auch noch ihr Nachbar Alec, der so gut aussieht, dass es fast schon unverschämt ist und dieser bringt ihr Herz komplett aus der Fassung. Doch Alec ist alles andere als nett und Indias Herz gerät in große Gefahr.

Meine Meinung:
Auch hier haben wir mal wieder ein Buch, dessen Cover ich echt toll finde und welches dafür gesorgt hat, dass ich diesem Buch einen zweiten Blick schenke. Der Titel und der Klappentext taten ihr übriges, dass ich diese Geschichte unbedingt lesen wollte. Denn ein Buch übers Schreiben, übers Lesen oder über Bücher kann einfach nur gut sein.

Zunächst einmal beginnt alles recht harmlos. Als Leser begleitet man India bei ihrem Umzug und ihrer erster Begegnung mit Alec. Der Schreibstil der Autorin ist wunderbar locker und leicht und dadurch super zu lesen. Zudem sind ihre Beschreibungen wirklich gut, sodass ich den Wohnkomplex, in dem die beiden wohnen, auch jetzt noch vor Augen habe.

Wunderbar finde ich natürlich die Einflüsse von Büchern, Buchhandlungen und dem Schreiben, die hier in die Geschichte einfließen. Ich habe den Eindruck, dass die Autorin selbst, Bücher sehr liebt, zumindest vermittelt die Geschichte mir das. Ihre Beschreibungen des Autorendaseins sind absolut authentisch und glaubwürdig und ich kann mich plötzlich viel besser in diese hinein versetzen.

Natürlich ist das Buch alles in allem eine riesige Liebesgeschichte. Sie ist stellenweise ziemlich kitschig, teilweise sehr prickelnd und ab und an auch etwas traurig. Die Autorin schafft eine wunderbar abwechslungsreiche Geschichte, in der alle Gefühle, die zu einer guten Liebesgeschichte gehören, ihren Platz haben. Auch die erotischen Szenen sind wirklich gut gemacht und sehr ästhethisch. Zudem nehmen sie keinen großen Platz in der Geschichte ein und gehen auch nicht über wahnsinnig viele Seiten. Ich finde, hier hat die Autorin genau die richtige Dosis gewählt.

Auch die Protagonisten sind der Autorin gut gelungen. Gerade Alec und India stechen aus der Masse sehr hervor. Beides sind recht eindeutige Typen, Alec noch mehr als India. Er ist sehr eckig und kantig und die Autorin scheut auch nicht davor zurück ihn unbeliebt bei ihren Lesern zu machen. India ist da mehr das nette kleine Mädchen von nebenan, die sich jedoch im Laufe der Geschichte zu einer Frau entwickelt, die ihre eigene Meinung und ganz schön was drauf hat. Auch Alec wächst im Verlauf der Geschichte sehr, was der Autorin richtig gut gelungen ist. Beide Protagonisten machen eine Wandlung durch, die glaubwürdig, authentisch und wunderbar zu beobachten ist. Die Nebendarsteller sind ebenfalls sehr gut gelungen und runden die Geschichte perfekt ab. 

Witzigerweise ist das Buch sogar stellenweise recht spannend, womit ich so gar nicht gerechnet habe. Eigentlich habe ich erwartet, dass es recht klar sein dürfte, in welche Richtung die Geschichte geht und wie sie ausgeht. Doch dann kommt die Autorin um die Ecke und macht einfach alles ganz anders. Es gibt einen Twist, über den ich erst schmunzeln musste, dann fand ich ihn recht merkwürdig, bis er sich mir dann letztendlich erschloss und alles ganz klar wurde. 

Ich mag die Geschichte total. Sie ist in sich stimmig und auch das Ende ist hervorragend. Wer gerne Liebesgeschichten, die auch stellenweise sehr kitschig sein dürfen, liest, ist hier genau richtig. Man kommt ins Schwärmen und Mitfiebern. Und jeder, der dieses Buch gelesen hat und India und Alec kein Happy End gewünscht hat, der hat etwas falsch verstanden. Die beiden sind die perfekten Protagonisten in einer perfekten Liebesgeschichte, die mich sehr gut unterhalten und viel Spaß gemacht hat.

Fazit:
Eine wunderbare Liebesgeschichte, die alles hat, was eben jene braucht. Romantische Gefühle, eine Prise Erotik, eine Ladung Kitsch, etwas Drama und dann das perfekte Ende.


Samstag, 16. März 2019

Rezension "Schamlos"

Titel: Schamlos
Autor: Bile/Herz/Srour
Seitenzahl: 168
ISBN:978-3-522-30521-1  
Einbindungsart: Paperback / ebook
Preis: 15,00 € / 10,99 €
Alter: ab 12

(c) Thienemann
Zum Inhalt & Meine Meinung:
Drei junge Frauen. Drei Muslimas, die sich nicht damit zufrieden geben wollen in einer Welt voller Unterdrückung zu leben. Drei Frauen, die dagegen aufbegehren von ihren Eltern und Männern kontrolliert und gesteuert zu werden. Drei Frauen, die einen unglaublich wichtigen Beitrag dazu leisten, dass andere junge Muslimas ihren Weg gehen können - und das völlig frei.

Als ich dieses Buch sah, war ich sofort interessiert daran. Denn sind wir mal ehrlich. Das Cover ist schon ein absoluter Hingucker und erzeugt Aufmerksamkeit. In dieser Hinsicht hat der Verlag also schon mal alles richtig gemacht. Es ist auf der einen Seite provokant, auf der anderen Seite schafft es dieses eine Bild die komplette Botschaft des Buches auszudrücken. Das Bild schreit einen förmlich an mit "ihr könnt uns mal, von euch lassen wir uns gar nichts sagen". Und genau das wird in diesem Buch thematisiert.

Geschrieben wurde das Buch von drei jungen Muslimas, die etwas verändern wollen. Und so werden die unterschiedlichsten Themen in diesem Buch aufgegriffen, viele davon in Interviewform. Das heißt, es gibt ein Thema und jede der drei jungen Frauen äußert sich dazu. Das Gespräch welches sich daraus ergibt, ist in diesem Buch abgedruckt. Da geht es um die Verschleierung, um Liebe und Sex, um schwere Themen, wie psychische Krankheiten und Vergewaltigung, aber auch um vermeintlich einfache Themen wie den Schwimmunterricht in der Schule. Gerade diese "einfachen" Themen zeigen, wie weit die Kontrolle geht, unter der viele Muslimas leiden müssen. Sei es ausgeübt von ihren Eltern, oder aber auch durch ihren Partner. Die Familienehre steht über allem, so auch der Gesundheit und dem Wohlbefinden, vieler junger Mädchen.

Dies ist gleichermaßen erschreckend, wie unfassbar. Die einzelnen Themen in diesem Buch werden mit echten, wahren Geschichten gefüttert, bei denen die Namen der betroffenen Personen geschwärzt wurden. Und dies aus natürlich offensichtlichen Gründen. Natürlich war mir schon immer bewusst, dass es diese Formen der Unterdrückung gibt. Immer wieder wird im Zusammenhang mit dem Islam über Unterdrückung und Verstümmelung von Mädchen berichtet. Allerdings ist nochmal ein ganz anderes Kaliber, dies auch schriftlich zu haben, von echten Personen und echten Geschichten zu lesen und ausführlich zu hören, welche Formen der Kontrolle es gibt und wie weit diese teilweise geht.

Ich finde es sehr mutig, dass diese drei jungen Frauen sich dazu entschlossen haben aufzubegehren und nicht mehr den Mund zu halten. Auch diese drei Frauen lernt man während des Lesens immer besser kennen und stellt fest, dass es sich um drei völlig unterschiedliche Persönlichkeiten handelt und der Glaube an Allah, nichts damit zu tun hat unterdrückt zu werden. Zwei der drei haben sich gegen die Verschleierung entschieden, eine sogar gegen den Glauben. Und trotzdem sind die drei verbunden in ihrem Kampf gegen die Unterdrückung. Wie schwer dieser Kampf ist, in welch kleinen Bereichen man diesen anfangen muss, wird mit diesem Buch deutlich.

Ich hätte nicht gedacht, dass ich dieses Buch so verschlingen werde, aber das war der Fall, denn es übt eine unvergleichliche Faszination aus, sowohl positiv, als auch negativ. Das Buch versprüht unglaublich viel Tatendrang und weckt den Wunsch selbst etwas zu tun und nicht hinzunehmen, welche Arten von Unterdrückung es gibt. Das Buch ist hoffnungsvoll und lässt einen daran glauben, dass man etwas tun kann. 

Fazit:
Ich lege euch allen dieses Buch ans Herz, den es ist so wichtig. Aus der Sicht von Betroffenen zu lesen ist authentischer, als alles andere und somit könnte dieses Buch authentischer nicht sein. Es ist kurzweilig und dabei so informativ, wie wenige andere Bücher.

Sonntag, 10. März 2019

Rezension "Einer wird sterben"

Titel: Einer wird sterben
Autor: Wiebke Lorenz
Verlag: Scherz
Seitenzahl: 349
ISBN:  978-3-651-02541-7
Einbindungsart: Paperback / ebook
aPreis: 14,99 € / 12,99 €

(c) Scherz
Zum Inhalt:
Stella und Paul sind glücklich verheiratet. Eigentlich. Denn eigentlich ist Stella die meiste Zeit alleine Zuhause, da Paul Pilot und so viel unterwegs ist. Stella ist nicht gerne so viel alleine, doch sie hat sich damit arrangiert. Eines Tages jedoch steht plötzlich ein fremdes Auto vor ihrem Haus, darin zwei Personen, die sich nicht von Ort und Stelle bewegen und das über mehrere Tage hinweg. Stella macht sich immer mehr Sorgen, haben Paul und sie doch ein großes Geheimnis, welches niemals ans Licht kommen soll. Die unheimlichen Geschehnisse häufen sich und Stella gerät in Panik.

Meine Meinung:
Dies ist nicht mein erster Thriller von Wiebke Lorenz. Es ist schon einige Jahre her, da habe ich schon mal einen gelesen, den ich ziemlich gut fand. Und so freute ich mich auf dieses neue Buch von ihr, welches zudem auch noch sehr spannend klang.

Der Schreibstil von Wiebke Lorenz ist super. Die Seiten flogen nur so dahin. Der Schreibstil ist recht einfach und so hatte ich keinerlei Schwierigkeiten dem Geschehen zu folgen. Ich mochte es sehr gerne ihre Figuren bei ihren Erlebnissen zu begleiten.

Aufgrund des Klappentextes war ich die komplette Zeit in einer angespannten Grundstimmung weil ich beim jedem Umblättern erwartete, dass etwas grußeliges passierte. Keinem der Personen traute ich und ich wusste überhaupt nicht was Sache ist. Ich liebe es, wenn Autoren so mit uns Lesern spielen. Uns auf falsche Fährten führen, uns verwirren und uns über alles im Unklaren lassen. Ohne das viel passiert, ist die Geschichte so extrem spannend.

Auch die Protagonisten gefallen mir gut, da sie sehr authentisch gezeichnet sind. Allerdings wird Stella nach einer Weile ziemlich anstrengend, da sie extrem panisch (was auch irgendwie verständlich ist) und übertrieben reagiert. Paul bleibt dagegen leider etwas blass, da er recht wenig Raum in der Geschichte bekommt. Dennoch finde ich die Protagonisten authentisch und gut durchdacht. Auch Stellas Nachbarn ergeben ein rundes Bild und schaffen so ein Gesamtpaket einer Nachbarschaft, bei der es Geheimnisse gibt, mit denen ich so nicht gerechnet hätte.

Leider muss ich sagen, dass die Spannung mit zunehmendem Lesen doch etwas abnahm. Es passierte nicht mehr besonders viel, auch wenn ich trotzdem auf jeder Seite eine Überraschung erwartete. Leider blieb das aus und die Handlung zog sich in die Länge. Einige Stellen wirkten extrem konstruiert, andere ergaben im Gesamtkonstrukt der Handlung nicht wirklich einen Sinn. Sie brachten das Hauptgeschehen nicht voran und dienten lediglich dazu, die Nachbarschaft besser kennenzulernen. Wo ich einen Zusammhang zum großen Ganzen erwartete, blieb dieser aus.

Und dann kommt das Ende. Und das ist einfach so gar nicht gut gewesen. Ich wartete die ganze Zeit auf den großen Knall, doch blieb dieser einfach aus. Zwar war das Ende auf der einen Seite überraschend und ich hatte einiges von der Auflösung nicht erwartet, doch der WOW-Effekt blieb auf meiner Seite trotzdem aus. Zudem wirkte das Ende völlig übertrieben und nicht sonderlich glaubwürdig. Ich hätte mir einfach eine andere Erklärung gewünscht und zudem wäre etwas weniger doch mehr gewesen. Ich finde es echt schade, denn eigentlich kann die Autorin super schreiben und eigentlich habe ich das Buch auch wirklich gerne und zügig gelesen. Doch mit diesem Ende hat sie sich einfach keinen Gefallen getan.

Letztendlich lässt mich das Buch etwas zwiegespalten zurück. Da ist auf der einen Seite der super Schreibstil, den ich wirklich gerne gelesen habe. Da ist die super Grundidee, die wohl auf einem realen Erlebnis basiert. Und da ist auch die gut durchdachte Nachbarschaft und die recht spannende Handlung. Auf der anderen Seite sind da aber völlig übertriebene Szenen, an den Haaren herbei gezogene und unglaubwürdige Ereignisse und Geschehnisse, die nichts zur Handlung beitragen und so sehr konstruiert und gewollt wirken.

Fazit:
Ein Buch, welches ich recht gerne gelesen habe, welches auch durchaus mit psychologischer Spannung punkten kann - vor allem zu Beginn. Dann lässt diese allerdings stark nach, die Handlung wirkt sehr konstruiert und das Ende ist einfach zu übertrieben. Auf der anderen Seite kann die Autorin toll schreiben und so war das Buch alles in allem okay, konnte mich aber nicht vollständig überzeugen.

Donnerstag, 7. März 2019

Rezension "Was uns erinnern lässt"

Titel: Was uns erinnern lässt
Autor: Kati Naumann 
Verlag: HarperCollins
Seitenzahl: 400
ISBN:  9783959678056
Einbindungsart:Hardcover / ebook
Preis: 20,00 € / 16,99 €

(c) HarperCollins
Zum Inhalt: 
Zwei Zeitebenen, ein Handlungsort. Auf der einen Seite ist da Christine , 1977, im Teenageralter, die mit ihrer Familie in der Sperrzone zwischen der DDR und der BRD in einem Hotel wohnt. Abgeschnitten vom Rest der Welt, leben sie in ihrer heilen Welt und denken nicht daran, dass ihnen etwas schlechtes passieren könnte. Als Familie halten sie zusammen und machen das Beste aus ihrer Situation. Doch von einem auf den anderen Tag verlieren sie alles, was ihnen jemals etwas bedeutet hat. Auf der anderen Seite ist da Milla, 2017, eine junge Frau, die auf der Suche nach sich selbst verlorene und verlassene Orte sucht und dadurch auf Christine und ihre Geschichte stößt. Gemeinsam fangen die beiden Frauen an ihre Vergangenheit aufzuarbeiten.

Meine Meinung:
Was für ein Buch, was für ein Zeitalter, was für eine Geschichte. Wenn ich mich mit deutscher Geschichte beschäftigt habe, dann war es der Nationalsozialismus oder aber vielleicht das Mittelalter. Mit der Zeit der DDR und der DDR selbst habe ich mich so noch nie beschäftigt und so war ich sehr gespannt auf dieses Buch.

Die Autorin hat wahnsinnig gute Arbeit geleistet. Sowohl was ihre Recherche angeht, als auch was ihre Geschichte angeht. Ich habe unglaublich viel über die DDR und die Umstände gelernt. Ich wusste noch nichts über die Sperrzonen und wie heftig das damals war. Wie schwer es war sich gegenseitig zu besuchen, wie Menschen abgestraft wurden, die nicht ins Bild passten oder als potenielle Gefahr galten. Kinder wurden von ihren Eltern getrennt, Familienmitglieder verrieten sich gegenseitig. Die Autorin hat hierfür viel recherchiert und auch eigene Erinnerungen verwendet, was man als Leser sofort merkt. Die Geschichte ist unglaublich authentisch und berührend. Sie ging mir ziemlich nah und war sehr emotional.

Der Schreibstil der Autorin ist toll. Wie sie die beiden Zeitebenen miteinander verknüpft ist richtig gut gemacht. Alles ist logisch, ergibt Sinn und passt zusammen. Zunächst habe ich die Perspektive der Gegenwart etwas mehr gemocht. Dies änderte sich aber recht schnell und ich war unglaublich von der Vergangenheit gefesselt. Dass man Christine und ihre Geschwister als Kinder kennenlernt und ihnen dann als Erwachsenen wieder begegnet ist super. Kati Naumann beschreibt auch ihre Charaktere so authentisch, dass ich das Gefühl hatte, ich würde die Dressels persönlich kennen. Sie schafft es ihren Charakteren die verschiedensten Facetten zu verleihen und so bleibt am Ende keiner blass zurück.

Denn Kampf um ihr Erbe, den Christine gemeinsam mit Milla ausficht, ist ebenfalls sehr spannend, fesselnd und glaubwürdig erzählt. Vor allem das Ende gefällt mir hier sehr gut, da die Autorin es schafft, die Geschichte befriedigend abzuschließen ohne ein echtes, ein klassisches Happy End zu schreiben. Dies hätte aber auch nicht zur Geschichte gepasst und so hat Naumann hier alles richtig gemacht.

Ich hätte zu Beginn wirklich nicht gedacht, dass mich diese Geschichte so begeistern und fesseln würde, aber ich finde es toll, dass ich endlich mal eine Geschichte über die Zeit vor der Wende, über die Zeit in der Sperrzone, die Zeit er Entbehrungen und Enteignungen zu lesen bekommen habe und mir so vor Augen führen konnte, dass es neben dem Nationalsozialismus durchaus noch andere dunkle Kapitel in der deutschen Geschichte gibt.

Fazit:
Ich merke, dass ich meine Gefühle gar nicht komplett rüber bringen kann, aber ich möchte euch einfach bitten, dieses Buch zu lesen. Es ist toll recherchiert und super geschrieben. Es informiert, unterhält und macht Spaß. Es regt zum Nachdenken an, bringt die Gefühle in Aufruhr und lässt einen an eine Zeit zurück denken, die nicht vergessen werden darf.